Zukunftskonzept der Kliniken Ostalb

Wir haben uns auf den Weg gemacht, die Zukunft der Kliniken Ostalb neu zu gestalten und langfristig zu sichern. Am 25. Juli 2023 hat der Kreistag das Zielbild „Regionalversorgung“, bestehend aus einem zentralen Regionalversorger sowie zwei Grundversorgern als Struktur der Kliniken Ostalb, beschlossen. Am 5. März 2024 hat der Kreistag das Vorhaben konkretisiert und den Neubau des Regionalversorgers in Essingen beschlossen.

An dieser Stelle erfahren Sie alles über die neue Klinikstruktur, Hintergründe der Entscheidungen und den aktuellen Stand.

Ihre Kliniken Ostalb


Häufige Fragen (FAQ) zum Zukunftskonzept

Stand März 2024

Wir bieten an allen drei Klinikstandorten eine hochwertige medizinische Versorgung. Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen, insbesondere durch Vorgaben der Bundespolitik, in den letzten Jahren derart verschärft und verschlechtert, dass es zunehmend schwieriger wird, die Versorgung aufrecht zu erhalten. Wir sind deshalb zum Handeln aufgerufen, ein „Weiter so“ kann es nicht geben.

Die treibenden Gründe sind einerseits steigende Struktur- und Qualitätsanforderungen, gesetzliche Vorgaben wie aktuell das "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" (KHVVG) sowie andererseits ein extremer werdender Fachkräftemangel.

Mit diesen Problem sind wir weder in Deutschland noch in der Gesundheitsbranche allein. Kleinere Häuser haben es schon heute schwer zu bestehen und werden es in Zukunft durch Mindestmengen sowie steigende Anforderungen an Personal und Strukturen noch weitaus schwerer haben. Dem Trend zur Zentralisierung von Leistungen können wir uns auch im Ostalbkreis nicht verschließen. 

Der Kreistag hat deshalb die Weichen gestellt, um die medizinische Versorgung im Landkreis langfristig zu sichern. Langfristig bedeutet in diesem Fall nicht nur für die nächsten 5 bis 10 Jahre. Es geht um eine tragfähige Gesundheitsstruktur für die kommenden Jahrzehnte. Diese neue Struktur muss auch künftigen bunds- und landespolitischen Vorgaben standhalten können.

Am 25. Juli 2023 hat der Kreistag deshalb das Modell „Regionalversorgung“, bestehend aus einem zentralen Regionalversorger sowie zwei Grundversorgern als Struktur der Kliniken Ostalb, beschlossen. Oberstes Ziel bleibt weiterhin, dass die Kliniken in öffentlicher Trägerschaft bleiben sowie das Patientenwohl und das Wohl der Mitarbeiter.

Mit den nachfolgenden Fragen wird dargestellt, warum der Kreistag mit deutlicher Mehrheit für das Modell Regionalversorgung gestimmt hat. 

Standortauswahlverfahren - der Regionalversorger kommt nach Essingen
 
Die Zukunftskonzeption der Kliniken Ostalb hat einen weiteren bedeutenden Meilenstein erreicht. 

In der Abstimmung in der Kreistagssitzung am 5. März 2024 entschieden sich die Kreisrätinnen und Kreisräte mit großer Mehrheit für den Neubau eines zentralen Regionalversorgers in Essingen:

49 Stimmen ja: (74%)
16 Stimmen nein: (24%)
1   Stimme Enthaltung: (2%)

Durch den medizinischen Fortschritt hat sich die Behandlungsqualität in den vergangenen Jahren extrem verbessert: Eingriffe werden schonender und schneller durchgeführt, die Behandlungserfolge sind messbar besser als noch vor 10 oder 20 Jahren. Grund ist eine zunehmende Spezialisierung der Medizin. Es gibt nicht mehr den "Chirurgen der alles kann", sondern es gibt Spezialisten, die in Ihrem Gebiet hohe Expertise und Erfahrung haben.

Darauf hat sich auch die Gesundheitspolitik des Bundes ausgerichtet: Kliniken, die Eingriffe nicht mit gewissen Standards oder in ausreichender Menge durchführen, dürfen Leistungen zukünftig - und teilweise auch heute schon - nicht mehr anbieten.

Die Kliniken Ostalb sind, was Behandlungsqualität und Menge angeht, in vielen Bereichen auf sehr hohem Niveau. In einigen Bereichen wie beispielsweise der Onkologie, der Kardiologie, der Frühgeborenenversorgung und einigen chirurgischen Fächern ist die Versorgung durchaus auf dem Level von Kliniken der Maximalversorgung. 
Was wir aber zunehmend spüren ist, dass unsere bisherige Ausrichtung mit drei Standorten in denen vieles angeboten wird, den zunehmenden Anforderung nicht mehr überall standhalten kann. Ein aktuelles Beispiel:

Beispiel Darmkrebs
Bis Ende 2023 wurden an allen drei Klinikstandorten in Aalen, Ellwangen und Mutlangen Darmkrebsoperationen durchgeführt. Das Ostalb-Klinikum Aalen und das Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd waren nach den Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft als Darmzentren zertifiziert.

Zum Jahresbeginn 2024 wurden die Darmkrebszentren des Ostalb-Klinikums Aalen und des Stauferklinikums Schwäbisch Gmünd zusammengelegt. Der Kreistag hatte die Zentralisierung beider Zentren im Oktober 2023 beschlossen. Um ein gemeinsames Darmzentrum abbilden zu können, werden seitdem Darmkrebsoperationen nur noch am Klinikstandort in Mutlangen durchgeführt. Die neuen Vorgaben konnten an jedem einzelnen Standort nicht sicher erfüllt werden. Damit die Mindestmenge erreicht wird, müssen die Eingriffe innerhalb eines Hauses erbracht werden.

Das Beispiel macht deutlich: Was bislang an drei Standorten möglich war, ist heute nur noch gemeinsam an einem Standort möglich.  Die Zusammenlegung stellt bis zum Einzug in den Regionalversorger zwar einen erhöhten Aufwand dar, da Aalener Operateure künftig Aalener Patienten in Mutlangen behandeln. Die Zusammenlegung ist jedoch wichtig, um die hochwertige Versorgungsqualität in der Krebsbehandlung im Ostalbkreis mittel- und langfristig zu sichern. Die ersten Eingriffe haben bereits stattgefunden und Organisation und Zusammenarbeit funktionieren sehr gut. 

Folgende Ziele wurden in der Beschlussvorlage des Kreistages vom 5. März 2024 aufgeführt:

  • bestmögliche Erreichbarkeit für den größten Teil der Bevölkerung des Ostalbkreises
  • funktional aus baulicher, organisatorischer und medizinstrategischer Sicht beste Lösung
  • wirtschaftlichste Lösung unter den Aspekten Investition, Dauer bis zur Fertigstellung, Betriebskosten

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Den Kreisrätinnen und Kreisräten war von Beginn des Prozesses an eine Bürgerbeteiligung wichtig.
In diesem Zusammenhang haben im März 2023 vier Bürgerdialoge in Schwäbisch Gmünd, Bopfingen, Aalen und Ellwangen stattgefunden.
Prozessbegleitend wurde ein Bürgerforum eingerichet, in dem sich zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger des Ostalbkreises über die zukünftige Gestaltung der Gesundheitsversorgung im Ostalbkreis austauschten konnten. Im September wurdn dem Kreistag insgesamt 26 Empfehlungen aus den Bürgerforen übergeben

Das Zukunftskonzept der Kliniken Ostalb ist Teil des Gesamtkonzepts der Gesundheitsversorgung im Ostalbkreis. Für eine umfassende Notfall- und Akutversorgung der Bevölkerung ist neben der klinischen Versorgung insbesondere ein gut funktionierendes Zusammenwirken aller beteiligten Akteure entscheidend.

Drei Säulen der Notfallversorgung:
1. Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung (Haus- und Fachärzte)
2. Notfallrettung durch Rettungsdienste (Ersthilfe vor Ort, Transport ins Krankenhaus)
3. Notaufnahmen der Kliniken

Neben dem Zukunftskonzept der Kliniken Ostalb müssen deshalb parallel die Strukturen der Notfallrettung und die ambulanten Strukturen mit einbezogen werden. Bereits heute sind rund 60 Prozent der Notfälle ambulante Fälle. Gleichfalls kann bereits heute nicht jeder lebensbedrohliche Notfall (Herzinfarkt, Schlaganfall, etc.) an jeder Klinik behandelt werden. In diversen Studien wurde in Deutschland, aber auch international nachgewiesen, dass es für ernsthaft erkrankte oder verletzte Patienten besser ist, einen etwas weiteren Weg in die Klinik auf sich zu nehmen und dort 24/7 auf top Spezialisten mit top Technik zu treffen. 
Für die Neustrukturierung ist deshalb, insbesondere in einem Flächenlandkreis wie dem Ostalbkreis wichtig, dass ambulante und klinische Abläufe eng aufeinander abgestimmt werden um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen.

Bereits jetzt können wir von den rund 1000 Betten der drei Kliniken bis zu 150 Betten nicht betreiben; schlichtweg, weil kein Personal da ist, um die Patienten zu versorgen. Dieser Zustand wird sich durch die Alterststruktur in den Kliniken in den kommenden Jahren noch verschärfen: Über ein Drittel unserer Kolleginnen und Kollegen aus der Pflege ist im Alter zwischen 50 und 60 Jahren. Auch im Ärztlichen Dienst werden in den nächsten Jahren rund 20 Prozent das Ruhestandsalter erreicht haben. Dem gegenüber stehen meist äußerst geringe Bewerberzahlen bei offenen Stellen.

In den vergangenen Monaten und Jahren mussten die Kliniken Ostalb offene Personalstellen oft mit dem Einsatz von externen und sehr teuren „Honorarkräften“ besetzen. Die Ausgaben für Honorarkräften (Ärzte und Pflegedienst) lagen im Jahr 2023 bei ca. 5 Millionen Euro. Tendenz steigend.

Der Fachkräftemangel betrifft in Deutschland nicht nur die Gesundheitsbranche allein. Fachkräfte werden in den kommenden Jahren in vielen Bereichen fehlen. Dennoch sind wir darauf angewiesen, die Herausforderungen an den Kliniken Ostalb selbst zu meistern. 

Dazu haben sich die Rahmenbedinungen geändert (steigende Teilzeitquote, Fachkräfte suchen spezialisierte Kliniken als Arbeitgeber etc.). 

Hinzu kommt: Allein von 2019 bis 2022 ist die Anzahl stationärer Behandlungsfälle um 15 Prozent zurückgegangen (Pressemitteilung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK vom 6. März 2023)  Dieser Trend des Rückgangs stationärer Fälle bei gleichzeitiger Zunahme ambulanter Fälle wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen und darauf müssen wir bereits heute reagieren. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, müssen wir potentiellen Bewerbern nicht nur ein breites, sondern insbesondere ein hochspezialisiertes Portfolio anbieten können. Dies betrifft Fachweiterbildungen sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich. In einem großen Regionalversorger werden Bewerber weitaus attraktivere Bedingungen vorfinden als in der bisherigen Struktur.


Für den Regionalversorger gab es insgesamt vier Grundstücksangebote:

  • Ostalb-Klinikum Aalen: Kombi-Lösung Umbau-Sanierung
  • Triumph-Areal in Aalen: Neubau
  • Essingen: Neubau
  • Mögglingen: Neubau

Diese wurden vom externen Gutachter (Endera Managementberatung) verglichen und bewertet. Im Ergebnis des Gutachtens liegt Essingen auf Platz 1.

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Analysiert und bewertet wurden die nachfolgenden 7 Hauptkriterien:

  1. Grundstücksgröße und Zuschnitt
  2. Planungsrechtliche Eckdaten
  3. Grundstücksbeschaffenheit
  4. Umfeld, Wohnortnähe, Anbindung
  5. Einzugsgebiet, Patientenwanderung, Abdeckung in der Region
  6. Öffentl. Erschließung: Anbindung an das ÖPNV- und Straßen-/Wegenetz in der Region
  7. Beschaffungskosten  

Die Kriterien, nach denen die Managementberatung Endera ausgewählt hat, wurden durch den Kreistag beschlossen.

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Die Frage Altbausanierung und Ausbau oder ein Neubau wurde in einem weiteren Gutachten der Endera Managementberatung untersucht.

Hierfür gab es fünf Hauptkriterien (mit jeweils 1-3 Unterkriterien), die analysiert und bewertet wurden:

  1. Medizinstrategische Aspekte
  2. Organisationale Aspekte
  3. Bauliche Aspekte
  4. Wirtschaftliche Aspekte
  5. Nachhaltigkeit  

Im Ergebnis ist der Umbau in Essingen deutlich vor der sogenannten „Kombilösung“ Sanierung / Ausbau des Ostalb-Klinikums Aalen.  

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Zeitplan Neubau Regionalversorger Essingen:
2024: Erstellung Medizinkonzept
2025: Start Planung (Ende 2025)
2029: Frühester Baubeginn (2. Quartal 2029)
2035: Projektabschluss (Inbetriebnahme Ende 2035)

Die Firma Endera hat für den Neubau einen Zeitplan aufgelegt, der im Gutachten Endera - Sanierung oder Neubau (Seite 56) im Detail einsehbar ist. 


Übergangsmaßnahmen
Bis zum Einzug in den Regionalversorger wird es eine Reihe an Übergangsmaßnahmen geben müssen, um einerseits das Defizit von derzeit ca. 40 Millionen Euro zu senken und andererseits den Verlust von Leistungen zu verhindern

Erste Maßnahmen wie die Zusammenlegung der Darmzentren Aalen und Schwäbisch Gmünd zur Erhaltung des Onkologischen Zentrums (siehe Frage 3) sind bereits umgesetzt. Ebenfalls findet eine Reihe von Sofortmaßnahmen, insbesondere auf organisatorischer und verwaltungstechnischer Ebene in allen Bereichen statt. Um der steigenden Tendenz des Millionendefizits entgegenzuwirken, sind eine weitere Überprüfung und Konzentration von Leistungen unumgänglich. 

Nein, die Investitionen in die drei Klinikstandorte in Ellwangen, Aalen und Mutlangen waren notwendig und wir werden auch weiterhin in die drei Klinikstandorte investieren. 
Im Krankenhausbetrieb gelten hohe Standards was die baulichen Voraussetzungen, die Medizintechnik, Hygiene, Belüftung etc. angeht. Um unserer Bevölkerung weiterhin Spitzenmedizin bieten zu können, mussten und müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Die Investitionen waren also richtig.

Ein Klinikbetrieb erfordert immer laufende Investitionen. Trotz großer Investitionen in den letzten Jahrzehnten würden auch im Bestand massive Sanierungskosten in den Folgejahren 2035 ff. entstehen.

Allerdings prüfen wir bereits jetzt, welche anstehenden Maßnahmen dringend notwendig sind und welche möglicherweise zurückgestellt werden können. Denn bis ein Neubau stehen würde, vergehen Jahre, in denen wir weiterhin die bestmögliche Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger bieten wollen.

Das steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Die Nutzungskonzepte werden mit Blick auf die gesamte Versorgung im Landkreis entwickelt.

Dies wird aber ein wesentlicher Punkt sein, bei dem wir auch die Bevölkerung einbinden wollen. Der Ostalbkreis ist der drittgrößte Flächenlandkreis in Baden-Württemberg und dem müssen wir durch eine Gesundheitsversorgung in der Breite Rechnung tragen. Dabei werden sicher auch die bisherigen Klinikstandorte eine Rolle spielen. Wir wollen die Immobilien nicht zu Bauruinen verkommen lassen.

 

Der Gedanke, dass in jeder Stadt ein eigenes Krankenhaus stehen muss, entspricht mittlerweile nicht mehr den rasanten Entwicklungen in der Medizin und in der Pflege. Es gibt einen klaren Trend hin zu zentralen Versorgern und Zentren, in denen Spezialisten aller Fachrichtungen rund um die Uhr zusammenarbeiten. Ein Thema was diesen von der Bundespolitik vorgegebenen Trend aktuell noch überholt ist der mittlerweile eklatante Fachkräftemangel. Ein Krankenhaus lebt von seinem Personal. In Anbetracht eines Umbruchs in den kommenden Jahren, in dem viele unserer aktuellen Führungskräfte in den Ruhestand gehen werden und gleichzeitig neues Personal schwer oder gar nicht zu bekommen ist, müssen wir unsere Kräfte bündeln.